Die aktuelle Psoriasis-Leitlinie

Psoriasis, auch Schuppenflechte genannt, ist eine häufige Hauterkrankung, die sowohl Kinder als auch Erwachsene betrifft. Die Leitlinie zur Therapie der Psoriasis vulgaris dient als wissenschaftlich fundiertes Dokument, das Ärzt*innen und Betroffenen eine Orientierung für die Therapie dieser Erkrankung bietet. Leitlinien werden von Expertengremien basierend auf den neuesten Forschungsergebnissen entwickelt und regelmäßig aktualisiert.

Die Leitlinie gibt klare Anweisungen zu Therapieoptionen bei leichter und bei mittelschwerer bis schwerer Psoriasis. 
Um eine Therapieentscheidung treffen zu können, ist es wichtig, den Schweregrad der Schuppenflechte zu bestimmen. 
Die Einteilung des Schweregrades erfolgt anhand eines Scores. Die Haut*ärztinnen schauen sich dabei die betroffenen Areale und deren Ausprägung an (Schwere der Schuppung, Rötung usw.). 

PASI (Psoriasis Area and Severity Index)

Der PASI-Score ist ein klinisches Instrument zur Bewertung des Schweregrades von Psoriasis. Der PASI-Score berücksichtigt sowohl die Ausdehnung (Fläche) als auch die Schwere (Intensität) der Hautveränderungen in verschiedenen Körperregionen.

Berechnung des PASI-Scores

Der Körper wird in vier Regionen (Arme, Beine, Rumpf, Kopf/Hals) unterteilt. Für jede dieser Regionen werden folgende Kriterien bewertet:

  • Rötung (Erythem)
  • Schuppung (Desquamation)
  • Verdickung (Induration)

Jedes Kriterium wird auf einer Skala von 0 bis 4 (gar nicht betroffen bis schwer betroffen) bewertet.

Zusätzlich wird der Anteil der betroffenen Hautfläche in jeder Region in Prozent der gesamten Körperoberfläche angegeben. 

Gesamtscore

Der PASI-Score wird für jede Körperregion einzeln berechnet und dann summiert. Der Score einer Region wird durch die Formel berechnet. Diese Einzelwerte werden für alle vier Körperregionen addiert, um den Gesamtscore zu erhalten. Es ergibt sich ein Score zwischen 0 und 70.

Zusätzlich spielt die Lebensqualität bei der Therapieentscheidung und auch als Erfolgskontrolle einer Therapie eine Rolle. Um eine Spritzen- oder Tablettentherapie einleiten zu können, muss die eingeschränkte Lebensqualität durch die Schuppenflechte dokumentiert werden.

DLQI (Dermatology Life Quality Index)

Der DLQI ist ein Fragebogen, der entwickelt wurde, um die Auswirkungen von Hauterkrankungen auf die Lebensqualität der Patient*innen zu bewerten. Er wird häufig von Dermatolog*innen eingesetzt, um zu verstehen, wie sehr eine Hauterkrankung wie Psoriasis, Ekzeme oder Akne das tägliche Leben und das Wohlbefinden eines Patienten beeinträchtigt.

Aufbau des DLQI-Fragebogens

Der DLQI besteht aus 10 Fragen, die sich auf verschiedene Lebensbereiche beziehen:

Symptome und Gefühle: Wie stark sind die Symptome (z.B. Juckreiz, Schmerzen) und wie beeinträchtigen sie die Gefühle?

Tägliche Aktivitäten: Wie stark beeinflusst die Hauterkrankung alltägliche Aktivitäten wie Waschen, Anziehen und Einkaufen?

Freizeit: Inwieweit beeinträchtigt die Hauterkrankung Freizeitaktivitäten wie Sport oder Treffen mit Freunden?

Arbeit oder Studium: Wie sehr wirkt sich die Hauterkrankung auf die Arbeit oder das Studium aus?

Zwischenmenschliche Beziehungen: Wie stark beeinflusst die Hauterkrankung das soziale Leben und Beziehungen, einschließlich des Sexuallebens?

Behandlung: Wie belastend oder störend ist die Behandlung der Hauterkrankung?

Antwortmöglichkeiten und Bewertung: Jede Frage hat vier Antwortmöglichkeiten, von „überhaupt nicht“ bis „sehr“.

Der Gesamtscore wird berechnet, indem die Punkte aller Antworten addiert werden. Der DLQI-Score kann somit zwischen 0 (keine Beeinträchtigung der Lebensqualität) und 30 (maximale Beeinträchtigung der Lebensqualität) liegen.

Der DLQI ist ein wertvolles Instrument, um den Einfluss einer Hauterkrankung auf das Leben eines Patienten zu messen und um Entscheidungen über die Behandlung zu treffen. Indem er dem Patienten die Möglichkeit gibt, seine Lebensqualität zu bewerten, kann der Dermatologe bzw. die Dermatologin besser verstehen, wie sich die Krankheit auf den Alltag auswirkt und die Therapie entsprechend anpassen.

Manchmal sind die berechneten Scores sehr niedrig und trotzdem kann der Arzt oder die Ärztin eine moderate bis schwere Schuppenflechte dokumentieren. Dies ist der Fall, wenn besondere Bedingungen erfüllt sind, die zu einer besonderen Belastung durch die Schuppenflechte führen.

Dazu zählen:

  • Ausgeprägte Erkrankung von sichtbaren Arealen
  • Ausgeprägte Erkrankung der Kopfhaut
  • Erkrankung des Genitalbereichs
  • Erkrankung der Handflächen und Fußsohlen
  • Schwere Beteiligung von mindestens zwei Fingernägeln
  • Jucken und damit einhergehendes Kratzen
  • Vorliegen therapieresistenter Plaques

Man spricht von sogenannten Upgrade-Kriterien.

Therapie je nach Schweregrad der Erkrankung

Bei einer milden Schuppenflechte kommen insbesondere lokale Therapien (z. B. Cremes und Salben) zum Einsatz. Hier nennt die Leitlinie verschiedene Inhaltsstoffe. Hautärzt*innen verwenden üblicherweise Cremes oder Salben mit Kortison und Vitamin D.

Die Leitlinie gibt auch Hinweise, wie sich eine Schuppenflechte unter Therapie bestenfalls ändern sollte und was bei Nicht-Ansprechen einer Therapie empfohlen wird. Zu den für die Schuppenflechte zugelassenen Systemtherapien gibt die Leitlinie einen sehr ausführlichen Überblick inklusive möglicher Nebenwirkungen.

Bei den Tabletten- und Spritzentherapien, den sogenannten systemischen Therapien, sind besonders Vorerkrankungen zu berücksichtigen. Eine Tabelle in der Leitlinie gibt Hilfestellungen über Vorerkrankungen, die problematisch sein können bei einigen Therapien.

Die Leitlinie gibt auch Hinweise zu besonderen Situationen und Patientengruppen, wie z.B. Frauen mit Schwangerschaftswunsch. Für sie sind einige Therapien besser als andere geeignet und es gibt auch Therapien, die in diesem Fall nicht gegeben werden sollten. Auch zum Thema Covid-19 Infektionen und Schuppenflechte-Therapie finden sich Empfehlungen und Daten in der Leitlinie. 

Ärzt*innen sind nicht verpflichtet, sich an Empfehlungen der Leitlinie zu halten. Dennoch geben die Empfehlungen eine Sicherheit für die Behandlung von Patient*innen mit Schuppenflechte und sichern einen Standard in der Therapie dieser Erkrankung. 

Quellen

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Sorea